1. Klimakonferenz im Zeichen von Klimaneutralität und Resilienz

Die erste Klimakonferenz des Landkreises Haßberge stand ganz im Zeichen von Klimaneutralität und Resilienz. Das vergangene Jahr hat die kritische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern deutlich gemacht. Ziel des Landkreis Haßberge ist es, sich besonders im Bereich Energie resilienter, das heißt widerstandsfähiger, aufzustellen.

Darüber hinaus ist es vor allem im Kontext des voranschreitenden Klimawandels dringend notwendig, fossile Energien durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Dies betrifft nicht nur das Heizen in den eigenen vier Wänden, sondern auch Mobilität und Konsum – in allen Lebensbereichen müssen die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt werden. Nur so kann Klimaneutralität erreicht werden.

Die Premiere der Klimakonferenz wurde in Zusammenarbeit von Klimaschutz- und Regionalmanagement vorbereitet und organisiert und im Rahmen des Regionalmanagement-Projekts „Energieschub für die Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unterstützt. Im Rahmen der Klimakonferenz sollen die Ergebnisse und Fortschritte, die gemeinsam mit den Kommunen im Klimapakt, einer gemeinsamen Erklärung von Landkreis und Kommunen, erreicht wurden, vorgestellt werden. Gleichzeitig dient die Klimakonferenz aber auch dazu, Impulse von Fachexperten zur weiteren Entwicklung des Landkreises einzuholen und somit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu inspirieren, zu informieren und zu motivieren.

Bilanzielle Klimaneutralität bis 2030

Während sich die Bundesregierung das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 und der Freistaat Bayern bis zum Jahr 2040 gesetzt haben, möchte der Landkreis Haßberge bereits im Jahr 2030 bilanziell Klimaneutralität erreichen.

Bereits bis zum Jahr 2030 bilanziell klimaneutral zu werden und Klimaschutz, Klimaanpassung und nachhaltiges Handeln konsequent umzusetzen, stellt für den Landkreis Haßberge eine große Chance dar. Dadurch kann die Region für die künftigen Generationen fortschrittlich, innovativ, offen und lebenswert gestaltet werden.

Das oberste Ziel ist es, den Landkreis Haßberge klimafreundlich und generationengerecht zu gestalten. Die Region möchte im Klimaschutz, in der Klimaanpassung und im nachhaltigen Handeln eine Vorbild- und Vorreiterfunktion einnehmen und dadurch auch die Bevölkerung sowie die Wirtschaft vor Ort umso mehr motivieren, sich ebenfalls für klimafreundliches Handeln zu engagieren und dieses umzusetzen. Durch eine nachhaltige, klimafreundliche Gestaltung des Landkreises soll eine Steigerung von Resilienz und regionaler Wertschöpfung erzielt werden.

Vorträge der Klimakonferenz

In seiner Keynote erläuterte Prof. Dr. Dr. Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte und Präsidiumsmitglied des deutschen Club of Rome, zunächst den Resilienzbegriff und verdeutlichte anhand verschiedenster Beispiele die Verwundbarkeit der Systeme. Den Konferenzteilnehmenden gab er folgende Tipps zur Steigerung der Resilienz mit auf den Weg: mit Überraschungen rechnen – Dekarbonisieren – Diversifizieren – Regionalisieren – Investieren – neue Wege gehen – Kommunizieren.

Anschließend widmete sich Prof. Dr. Raphael Lechner vom Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden in seinem Vortrag „100 Prozent regenerative Energien“ den Herausforderungen und Chancen der Energiewende. Dabei ging es um die Stromwende sowie um die ganzheitliche Energietransformation mit Sektorkopplung auf privater und kommunaler Ebene. Im Vortrag wurde deutlich, dass eine ganzheitliche Energietransformation alle verfügbaren Erzeugungsoptionen benötigt, die Energiesektoren Strom, Wärme und Mobilität zusammenwachsen müssen und die Energiewende nur mit Energiespeichern sowie Sektorkopplung zu schaffen ist.

Prof. Dr. Peter Breunig von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beleuchtete schließlich Einflussfaktoren und Lösungsansätze für den Klimawandel im Bereich Landwirtschaft, Landnutzung und Ernährung. Schnell wurde klar, dass in diesem hochkomplexen System zukünftig die Balance zwischen Flächenoutput und Ernährung, Bioenergie, Biodiversität, nachwachsenden Rohstoffen, Verlusten und Kohlenstoffsequestrierung gefunden und erreicht werden muss. Dies kann nur gelingen, wenn Renaturierung, Steigerung des Lebensmitteloutputs pro Fläche, Erhaltung von Low-Input-Systemen, Ernährungsveränderung und Erhaltung der Tierhaltung in Deutschland zusammengebracht werden.

Fokus auf Aktivitäten im Landkreis Haßberge

Im zweiten Teil der Konferenz blickte zunächst Klimaschutzmanagerin Lisa Kötting auf den Inhalt des Klimapaktes für den Landkreis und seine 26 Kommunen.Der Klimapakt wird das zentrale Instrument im Landkreis Haßberge darstellen, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Neben einer Vision sind darin sechs Leitprinzipien definiert, die auf dem Weg zur Klimaneutralität stets Berücksichtigung finden sollen.

Herzstück des Klimapaktes ist die Definition von 7 Zielen:

Bilanzielle Klimaneutralität bis 2030 – 100% regenerative Stromerzeugung – Klimafreundliche Wärmeversorgung – Klimafreundliches Bauen und Wohnen – Klimafreundliche Mobilität – Bilanziell klimaneutrale Verwaltung bis 2028 – Klimafreundlicher und nachhaltiger Lebensstil sowie regionale Wertschöpfung.

Auch die Einrichtung bestimmter Gremien sowie eines Controlling- und Monitoring-Systems ist geplant. Sobald der Klimapakt verabschiedet ist, erfolgt die Entwicklung und Umsetzung eines ersten Maßnahmenpaketes.

Im abschließenden Vortrag informierte der Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) im Landkreis Haßberge mbH, Marco Siller, über den Status Quo und die Zukunft der Energiewende in der Region. Anhand des digitalen Energienutzungsplans wurde der Ist-Zustand bei Strom- und Wärmeverbrauch mit dem aktuellen Anteil erneuerbarer Energien vorgestellt und aufgezeigt, welches Potential bei Energieeinsparung und Ausbau regenerativer Energieträger bis 2030 besteht. Im Detail ging es um die Planungen bei Photovoltaik und Windenergie, Aufgaben- und Maßnahmenbereiche des Klimaschutznetzwerks, die Planung von Nahwärme-Projekten und einer Wasserstoff-Strategie sowie die anvisierte Gründung eines Regionalwerks.

Diskussions-Panel

In einer abschließenden Podiumsrunde wurden einige zentrale Aspekte der Vorträge nochmals vertieft mit besonderem Blick auf den Landkreis Haßberge. Auch die Sichtweise der Unternehmerschaft wurde hier mit eingebracht. Insgesamt verdeutlichte die Klimakonferenz, dass der Landkreis Haßberge bereits einige wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität und Resilienz gemacht hat. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, sind jedoch noch viele gemeinsame Maßnahmen umzusetzen. Mit dem Klimapakt liegt ein richtungsweisender Fahrplan für die nächsten Monate und Jahre vor, der für Kommunen, Wirtschaft und Bevölkerung als Leitfaden dient. Wie mit einem kurzen Erklärfilm zur Energiewende im Landkreis Haßberge unterstrichen wurde, sind alle aufgerufen, die Energiewende in der Region lokal und solidarisch anzupacken.  

Landkreis Haßberge auf gutem Weg zu Klimaneutralität

Der Landkreis Haßberge befindet sich bereits auf einem guten Weg. Mittlerweile wird etwa dreiviertel des Stroms aus regenerativen Energien in der Region erzeugt. Auch sind schon mehrere Nahwärmenetze in Betrieb und der Ausbau von Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen kommt gut voran.

Zudem sind die ersten Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept des Landkreises, das im Herbst 2022 beschlossen wurde, bereits in der Umsetzungsphase. So wird ein kommunales Energiemanagement für die Liegenschaften des Landkreises und des Zweckverbands Schulzentrum Haßfurt eingeführt und ein Klimaanpassungskonzept erstellt werden. Daneben sind zahlreiche Freiflächen-Photovoltaik Anlagen in der Bauleitplanung und auch der Ausbau der Windenergie wird weiter vorangebracht. Bei der Umsetzung der Energiewende im Landkreis Haßberge stellt besonders der Netzausbau auf Verteilnetzebene eine große Herausforderung dar. Hier muss es nach einer kurzfristigen strategischen Planung, die in den Haßbergen bereits heute schon mit den georeferenzierten Erzeugungsanlagen möglich ist, zu einem kontinuierlichen Ausbau der Netze kommen.

Ein nächster großer Schritt ist die Gründung eines Regionalwerks. Des Weiteren steht die Verabschiedung des Klimapaktes des Landkreises Haßberge gemeinsam mit den kreiseigenen Kommunen an.

Darum geht's

Das Regionalmanagement organisiert in Zusammenarbeit mit Klimaschutzmanagement, GUT und UBiZ Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger, die in den vier interkommunalen Gemeinde-Allianzen im Landkreis Haßberge stattfinden. Dort werden durch Expertinnen und Experten Beitragsmöglichkeiten zu einer gelingenden Energiewende vor Ort vorgestellt und erläutert. Thematisch relevant für die Informationsveranstaltungen sind zum einen die im digitalen Energienutzungsplan identifizierten Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler Ebene. Zum anderen kann näher auf adäquate Möglichkeiten für CO2-freundliches Heizen eingegangen werden. Praxisbezug und die Erörterung konkreter Maßnahmen spielen in den Informationsveranstaltungen eine wichtige Rolle.

Das lief bisher

Das Regionalmanagement des Landkreises Haßberge wollte Licht ins Dunkel bringen und in diesen herausfordernden Zeiten die Bevölkerung vor Ort unterstützen. Gemeinsam mit dem UBiZ und den vier interkommunalen ILE-Allianzen (Lebensregion plus, Baunach-Allianz, Allianz Hofheimer Land, Allianz Main & Haßberge) bot die Regionale Initiative im November und Dezember 2022 vier Informationsveranstaltungen an. Diese fanden in Untersteinbach, Ebern, Hofheim i. UFr. und Gädheim statt. Unter dem Motto „Energieschub für Sparfüchse“ zeigte Günter Lieberth, der Energieberater des Landkreises Haßberge, leicht verständlich und praxisnah auf, was jede und jeder Einzelne im Alltag tun kann, um Energieverbräuche und damit auch Energiekosten zu reduzieren. Vom Heizen über den Stromverbrauch bis hin zur Mobilität – überall bieten sich Einsparpotentiale, die einfach und direkt umsetzbar sind. Die rund 70 Teilnehmenden deckten nicht nur heimliche Stromfresser und Energieverlustquellen auf, sondern erfuhren auch, wie es gelingen kann, die persönliche Klimabelastung zu reduzieren ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, im Rahmen der Veranstaltungen individuelle Fragen an den Energieexperten zu stellen.

Für weitere Informationen zu den Veranstaltungen können Sie sich gerne an Regionalmanagerin, Sonja Gerstenkorn, wenden.

Darüber hinaus bieten die Webseiten der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH (GUT) sowie des Umweltbildungszentrums (UBiZ) weitere Informationen zum Thema Klimaschutz und Energiewende.

Sonja Gerstenkorn

Regionalmanagerin

regionalmanagement@hassberge.de

09521/27-344